Handbuch der Chirurgie / bearbeitet von Dr. Louis Stromeyer.

Date:
1851
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Credit: Handbuch der Chirurgie / bearbeitet von Dr. Louis Stromeyer. Source: Wellcome Collection.

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    auf das Parencliym des Organs und auf die Gefässstämme erstreckt, weshalb z. B. bei dem allgemeinen Hautkrampfe, welcher einen Fieber- frost begleitet, die Radialarterie schwächer erscheint. Weniger deutlich aber ist der Antheil des Nervensystems au der Erweiterung der Gefässe und der Congestion. Da der Einfluss der motorischen Nerven das Gegentheil bewirkt, so können es nur die Gefühlsnerven sein, welche bei der Congestion thätig sein dürfen. Indess bleibt es vor der Hand ungewiss, ob vermehrte Innervation der Gefühlsnerven eine Anziehungskraft auf das Blut äussert, eine Vorstelluugsart, die jezt viele Anhänger zählt, oder ob nur anta- gonistisch die Innervation der motorischen Nerven zurücktritt, wenn diejenige der sensitiven gesteigert ist. Die leztere Ansicht wird man so lange vorzuziehen haben, bis es durch wichtige Gründe erwiesen ist, dass die Nerven eines Theils oder das Parenchym desselben eine Anziehungskraft auf die Blutkügelchen äussern, wie der Magnet auf Eisenspäne. Das Factum ist sicher durch tausend Beobachtungen, dass jede Steigerung der sensitiven Innervation, jeder Schmerz, wenn sie nicht Krampf herbeiführen, den Blutzufluss des betreffenden Organs vermehren, z. B. Zahnschmerz Congestion nach dem Zahnfleische, ein fremder Körper auf der Oberfläche des Auges Congestion nach der Bindehaut, der Thränendrüse. Der Ansicht, dass gesteigerte Innervation der Gefühlsnerven Congestion erzeuge, scheint ein Ex- periment von Magendie zu widersprechen, wornach auf Durchschnei- dung des Stammes des fünften Paares die Conjunctiva aufschwoll und das Auge in Verschwärung überging. Indess erfolgte dies zum Theii nicht unter den Zufällen der Congestion, sondern der Blut- stockung; auch ist zu erwägen, dass durch Zerstörung der Gefühls- nerven die Reflexerscheinungen gestört werden, welche von den peripherischen Gefühlsnerven auf die motorischen Nerven Statt finden, wodurch der Einfluss der leztern auf die Gefässe vermindert wird, welche sich deshalb erweitern müssen. Es ist also vorläufig anzu- nehmen, dass Reizung der Gefühlsnerven, welche zu bedeutend wird, als dass sie sich in ihrer Wirkung nur darauf beschränke, durch Reflex Contracüonen in dem gereizten Theile selbst hervor- zurufen, das Gleichgewicht zwischen motorischem und sensitivem Einflüsse dermassen störe, dass der erstere vermindert werde und mit ihm die Elasticität der Gefässe, welche der andringenden Blut- masse nachgeben und dadurch weiter werden. Da durch die Durchschneidung des Rückenmarkes oder der vorzüglichsten Nervenstämme für die unteren Extremitäten die Circulation des Blutes in der Schwimmhaut eines Frosches nicht verlangsamt wird, so scheint es, dass der Einfluss der die Gefässe begleitenden Nerven des sympathischen Systems hinreicht, die Cir- Stroraeyer, Chirurgie. I. 2