Leitfaden zur antiseptischen Wundbehandlung insbesondere zur Lister'schen Methode für seine Schüler und für praktische Ärzte / von J.N. Ritter von Nussbaum.

  • Nussbaum, J. N. (Johann Nepomuk), Ritter von, 1829-1890.
Date:
1879
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Credit: Leitfaden zur antiseptischen Wundbehandlung insbesondere zur Lister'schen Methode für seine Schüler und für praktische Ärzte / von J.N. Ritter von Nussbaum. Source: Wellcome Collection.

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    der pedantischsten Genauigkeit liegt das Geheimniss der Lister- schen Behandlung. Leider kann ein gewissenloser, unachtsamer Assistent desshalb die Heilresultate der besten Klinik gänzlich verderben; und nur diejenigen, welche darin selbst Erfahrung haben, ge- stehen zu, dass es nicht gar so leicht und einfach ist, Alles ganz lege artis auszuführen. Man hat diese Pedanterie wieder- holt lächerlich gemacht und gesagt: es gehöre wohl kein Genie dazu, eine Hand abzuwaschen und einen Silk aufzulegen. Allerdings gehört kein Genie dazu, aber die Erfahrung zeigt, dass es doch noch selten ist, dass Alles und Alles von dem Vielen, was hier aufmerksam geschehen muss, recht pünktlich und gewissenhaft geschieht. Das Schwere liegt nicht in der gekünstelten Ausführung, denn eine Kunst ist es gewiss nicht, sondern das Schwere liegt in der fortwährenden ununterbrochenen Aufmerksamkeit. Der nöthige Fleiss und die grosse Aufmerksamkeit also und die jetzt bedeutend gesteigerte Verantwortung sind unsere Gegenopfer. Solange man sagen musste, dass eine Wunde auch bei der correktesten Behandlung übel verlaufen und zum Tode führen könne, war die Verantwortung nicht gross. Da hatte Göthe’s Mephisto immer noch Recht, wenn er sagte: „Man studirt die gross und kleine Welt, um es schliesslich gehn zu lassen, wie’s Gott gefällt.“ Prof. Hueter betonte auf der letzten Naturforscher-Versammlung sehr richtig, dass dieser Satz für den Chirurgen des heutigen Tages nicht mehr gilt. Jetzt, wo man weiss, dass eine frische Wunde sicher vor Unglück bewahrt werden kann, jetzt, wo man auf der ganzen Welt bereits zugibt, dass das Schicksal eines Verwundeten nahezu ganz in der Hand desjenigen liegt, welcher ihn zuerst behan- delt, jetzt, ist die Verantwortung eine sehr grosse geworden. Nach diesen Grundsätzen werden Sie es wohl nicht mehr bezweifeln, dass jeder Chirurg die antiseptische Behandlung, welche als die allein sicher rettende proklamirt ist, kennen