Die krankhaften Veränderungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde mit ihren Beziehungen zu den Krankheiten des Gesammtorganismus / dargestellt von H. von Hebra.

  • Hebra Hans von, 1847-1902.
Date:
1884
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Credit: Die krankhaften Veränderungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde mit ihren Beziehungen zu den Krankheiten des Gesammtorganismus / dargestellt von H. von Hebra. Source: Wellcome Collection.

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    Worte, bei solchen, welche durch ihre Arbeit nicht in Contact mit die Haut reizenden Substanzen kommen, das Eczem eine weit seltenere Er- scheinung ist. Betrachten wir bei den Eczematösen nun die Localitäten, an denen die Krankheit aufgetreten ist, so werden wir stets finden, dass der Locus affectionis der Stelle entspricht, an welcher der Eeiz einge- wirkt hat, sofern nicht durch den laugen Bestand und durch Fortschreiten per continuum die Ausbreitung eine allgemeine geworden ist. Bei vielen dieser eczematös gewordenen Leute werden wir freilich finden, dass sie den Anforderungen an einen gesunden Organismus nicht entsprechen. Zahlreiche Allgemeinleiden werden wir an ihnen vorfinden, deren specielle Erwähnung uns zu weit führen würde, im allgemeinen werden wir sie aber entweder von Geburt aus zart veranlagt, oder durch Krankheiten, schwere Arbeit und die Mühsale des Lebens geschwächt, Mass, anaemisch finden; speciell beim weiblichen Geschlechte spielt die Auaemie und Chlorose eine wichtige Rolle, auf die wir ganz besonders hinweisen. So wie nun alle Organe bei solchermaassen geschwächten Individuen zart und gegen äussere Einflüsse irresistent werden, so ist ihre Haut nicht mehr geeignet, den auf sie einwirkenden Einflüssen Wider- stand zu leisten. Ebenso leicht wie ein geschwächtes Individuum sich bei Ueberanstrengung seiner Athmungswerkzeuge eine Erkrankung seiner Lungen zuziehen wird, wird es auch eine Erkrankung seiner Haut erwerben, wenn die nothwendigen äusseren Bedingungen dazu ge- geben sind. Wenn man in dieser Weise die Correlation zwischen Allgemein- erkrankungen und der Entwicklung des Eczems auffasst, so wird man ohne Aufstellung irgendwelcher Hypothese sich die Entstehung dieser Hautkrankheit in den weitaus meisten Fällen erklären können. Man wird nicht zu der Supposition der Heredität des Eczemes selbst zu greifen brauchen, sondern man wird es erklärlich finden, dass, wenn eine zarte Mutter an Eczem gelitten hat, auch ihr zartes Kind gelegentlich daran erkranken könne — man wird sich nicht wundern, wenn ein rhachi- tisches oder scrophulöses Kind mit blassem Aussehen und Zartheit sämmt- licher Gewebe schon dadurch ein hartnäckiges Eczem bekömmt, dass es unter seiner warmen Bedeckung transpirirt hat, oder dass ihm allen- falls ein für gesunde Kinder vollkommen unschädliches Pflaster an eine wunde Stelle applicirt wurde. Wir könnten solche Beziehungen zwischen geschwächtem Organismus und der Beantwortung eines geringen vorüber- gehenden Reizes durch ein intensives, sich weiter verbreitendes Eczem in grosser Menge vorführen; der verständnissvolle Arzt wird diese Beziehun- gen in jedem einzelnen Falle herauszufinden wissen und darnach handeln.