Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper.

  • Knieper, Clara, 1881-
Date:
1910
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Credit: Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper. Source: Wellcome Collection.

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    positiver Fall, nämlich der von Wadsworth, existiert, in dem nach 20 monatlicher Phthisis bulbi das Gliom wieder wuchs. Was nun zunächst unsern Fall auszeichnet, ist die Sicherheit der Diagnose eines doppelseitigen Netzhautglioms. Diese Diagnose ist nicht nur klinisch einwandfrei auf Grund unzweideutiger pathognomonischer Symptome gestellt worden, sondern es ist auch der strikte histologische Beweis durch den pathologisch-anatomischen Befund am enucleierten rechten Auge geliefert worden. Man muss den noch einzigen mög¬ lichen Einwand zurückweisen, dass es sich an dem nicht enucleierten linken Auge, wo die Diagnose nur klinisch gestellt werden konnte, um eine andere Erkrankung gehandelt haben könne. Dies ist so unwahrscheinlich, dass diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen zu werden braucht. Der Conditio sine qua non ist also genügt. Was nun ferner unsern Fall ganz besonders interessant macht, das ist die Länge der Beobachtungsdauer der Phthisis eines gliomatösen Auges: nahe- zu 11 Jahre ist der linke Bulbus unseres Patienten in atrophischem Zustande geblieben, ohne dass ein erneutes Wachstum der Geschwulst die Gesundheit und das Leben des Knaben bedroht hätte! Was nun die Prognose des Falles anbelangt, so kann man natürlich auch jetzt noch nicht trotz der nahezu 11 Jahre bestehen¬ den Atrophie des linken Bulbus die Möglichkeit sicher ausschliessen, dass das Gliom eines Tages wieder zu wuchern beginnt. Jedoch steht in Anbetracht der langen Dauer der Atrophie des Bulbus mit einiger Wahrscheinlichkeit zu hoffen, dass die Phthisis eine dauernde bleibt. Zuletzt möchte ich noch ausdrücklich betonen, dass ich mit diesem Falle nicht die Spontanheilung eines Glioms durch Schrumpfung be¬ wiesen haben will, sondern nur die Möglichkeit einer solchen offen lassen. Den kleinen Patienten werde ich natürlich weiter verfolgen. Meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Th. Leber sage ich für die Überlassung des Falles und seine gütige Unterstützung bei dieser Arbeit meinen herzlichsten Dank. Literaturverzeichnis. 1) Wardrops Beobachtungen über den Fungus haematodes oder den weichen Krebs in verschiedenen der wichtigsten Organe des menschlichen Körpers. Aus dem Engl, übersetzt von Dr. Karl Gottlob Kühn. Leipzig 1817. 2) Schmidt, J. A., Beschreibung einer merkwürdigen abnormen Metamorphose des Augapfels und des mit demselben in Verbindung stehenden organischen Gebildes. Ophth. Bibliothek von Hi mly u. Schmidt. Bd. 11,1. S. 59. 1803. 3) Bauer, F., Dissertation sur le fongus medullaire de l’oeil. Paris 1830. 4) Weller, C. H., Die Krankheiten des menschlichen Auges, ein prakt. Hand¬ buch für angehende Ärzte. Berlin 1830 u. Wien 1831.