Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel.

  • Winckel, F. (Franz), 1837-1912.
Date:
1882
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Credit: Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel. Source: Wellcome Collection.

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    Geburten bei schrägem Becken -— von 28 Müttern erlagen 22 der ersten Geburt und von 41 Kindern kamen nur 10 lebend zur Welt! Allein diese traurigen Resultate drücken, wie Spiegelberg (1. c. p. 442, § 331) treffend hervorhebt, »nur die bei hohen Graden von Verengerung und Verschiebung erzielten Erfolge aus, bei geringeren Graden sind sie gewiss viel besser; diese aber kommen selten zur Veröffentlichung. Ich habe unsern Fall hauptsächlich wegen der interessanten Entstehungsart des schrägen Beckens mitgetheilt, da mir kein analoger aus der Literatur bekannt ist. Zugleich aber zeigt er wieder evident, wie wichtig es für den Geburtshelfer ist, seinen Operations- plan in solchen Fällen nicht theoretisch vor Beginn der Geburt zu construiren, sondern nur durch den Geburtshergang sich in seinen operativen Massnahmen leiten zu lassen. Wir haben zwar noch manche schräg verengte Becken in den letzt vergangenen 10 Jahren erlebt, bei Becken mit Coxarthrocace (vgl. u. A. Theil II, Nr. 23) allein keins mit erheblicherer Geburtsstörung; ich verzichte daher auf deren weitere Berück- sichtigung. Dass unter den hochgradig rachitisch platten Becken auch mehrere mit evidenter schräger Verschiebung waren, geht aus den auf Seite 13 erwähnten Sec- tionsbefunden Nr. 12 u. 18. hervor. b) Fall von im Beckenausgang querverengtem Becken in Folge von Spondylarthrocace lumbalis mit secundärer Lumbosacralkyphose. Zwei Entbindungen: bei der ersten Perforation und Cranioclasie: bei der zweiten künstliche Frühgeburt. Hierzu Tafel II. Figur 4— 6. Am 14. Mai 1879 Nachts I 3/4 Uhr wurde das 26 Jahr alte Dienstmädchen 0. Grassau in unser Institut aufgenommen, welches am 12. August die Regel zuletzt gehabt hatte, als Tag der Conception den 28. Juli angab, die erste Kindsbewegung Mitte December 1878 gefühlt und seit dem 13. Mai Abends 101^ Uhr Wehen verspürt haben wollte. Die 151 Ctm. hohe Blondine gab an, dass sie bis zu ihrem 13. Jahr fortwährend an Drüsen- schwellungen und Vereiterungen gelitten habe. Im 7. Jahre bildete sich an ihrem Leib links in der Leistengegend eine apfelgrosse Anschwellung, aus der sich nach spontanem Aufbruch viel Eiter ent- leerte. Während dieser Erkrankung überstand sie auch die Masern. Die Wunde heilte zu, im 13. Jahr bildete sich aber an derselben Stelle eine etwa kindskopfgrosse Anschwellung, die ebenfalls spontan aufbrach und sehr grosse Mengen Eiter entleerte. Nach etwa i/i Jahr trat Heilung ein. Uebrigens hatte Patientin schon im Anfang des zweiten Lebensjahres laufen gelernt und als Kind nur Scharlach, nicht aber die englische Krankheit gehabt. Ihre Menses stellten sich im 18. Jahr zuerst ein, pausirten darauf bis zum 20. Jahre, kehrten dann y2 Jahr unregelmässig alle 4—5, dann aber regelmässig alle 3 Wochen wieder. — In der ganzen Schwangerschaft hatte sie jedesmal Erbrechen nach dem Essen. Die äussere Untersuchung der Parturiens zeigten Drüsennarben links am Halse, am Kiefer- winkel, mässigen Hängebauch, ferner auf der linken Seite des Leibes 4 Ctm. über dem Ligam. Pou- partii mit diesem parallel verlaufend, eine 9 Ctm. lange an den Enden stark eingezogene Narbe. Das Kind befand sich in II. Schädellage, der Kopf über der rechten Darmbeinschaufel sehr leicht beweg- 5