Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel.

  • Winckel, F. (Franz), 1837-1912.
Date:
1882
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Credit: Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel. Source: Wellcome Collection.

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    37,2° C. Das Wochenbett verlief fast völlig fieberfrei, schon am 11. Tage wurde die Puerpera ge- sund entlassen. Das mit dem Cranioclasten extrahirte Mädchen wog ohne Gehirn 2600 Gramm, war 52 Ctm. lang und seine Kopfdurchmesser an dem perforirten Schädel unmittelbar nach der Geburt gemessen betrugen: der grosse quere 8, der kleinere 7*/2, der gerade II, der grosse schräge 13, der kleine schräge 8 und der Umfang 33 Ctm. Die kleine Fontanelle war perforirt, die Scheitelbeine waren mit zackigen Rändern übereinander geschoben. Die hintern 2/3 des Grosshirns fehlten, die vordem waren von Hämorrhagien durchsetzt, ebenso das Kleinhirn. In Kehlkopf und Luftröhre waren grau- grüne und schleimige Massen mit einzelnen Luftblasen durchsetzt. Im obern und untern Lappen der linken Lunge waren einzelne, kleine blassrothe lufthaltige Inseln, das übrige Lungengewebe schlaff, luftleer, hochgradig blutarm. — Die übrigen Befunde waren irrelevant. Aus der Grösse des Schädels, welcher durch den verengten Beckenausgang noch verhältnissmässig rasch und leicht extrahirt worden war, schloss ich, dass man im Stande sein werde, in einer folgenden Schwangerschaft durch die künstliche Früh- geburt ein lebendes Kind zu erzielen und machte die Patientin mit der Nothwendig- keit einer solchen bekannt. Sie erschien denn auch am 9. November 1881, also I Jahr 5 Monate nach ihrer Entlassung wieder als Gravida und machte folgende Angaben: Die letzte Regel habe sie am 27. März 1881 2 Tage lang massig gehabt, die erste Kinds- bewegung in der 1 8ten Woche empfunden und sei bisher in ihrer Gravidität wohl gewesen. Wir fanden des Hängebauchs wegen den Leibesumfang 93, die Nabelhöhe 16 Ctm.; anfangs erste, nach einigen Tagen zweite Schädellage, und leiteten erst am 2. December 1881 die künstliche Frühgeburt ein, weil das Kind klein zu sein schien. Vom 2ten — 6ten December wurde der Colpeurynter ein- gelegt , wegen des hohen fast unzugänglichen Standes des Scheidentheils, dann am 6ten Vormittags 8U4 Uhr ein elastischer Catheter rechts in den Uterus ohne Verletzung der Eihäute hoch hinauf- geschoben. Tags darauf musste, weil er geglitten war, ein neuer hinaufgeschoben werden; aber erst nach circa 70 Stunden traten Wehen auf und am 9. Decbr. Vormittags 5 bis Abends 10 Uhr wurde dann die zweite Niederkunft der Patientin von uns beobachtet: Diesmal hatte die Frucht I. Schädellage. Die Temperatur stieg von 9/XII Vorm. 81/2, um welche Zeit sie 37,7° C. betrug, auf 37,8° C. Nachm. (1/23), 38,7° C. Nachm. (3), 39,4° C. (4 Uhr), ein Bad von 28° R. und ein Gramm Chinin und 39,7° C. (Abends 6 Uhr) bei 104 mütterlichen und 144 kindlichen Pulsen. Jetzt erst war die Cervix völlig verstrichen und der Muttermund groschengross. Seit Uhr erhielt Partu- riens von einer Natr. salicylicum-Lösung (10 N. s., Syr. Liq. & Aq. destill. aa. 30,0) alle 2 Stunden 1 Theelöffel. 8 Uhr Abends war die Temperatur auf 38,4° C., der Puls auf 78 gesunken, um 9 Uhr die Ite Geburtsperiode zu Ende. Um 9 Uhr 20 Min. sprang die Blase nnd 20 Min. später wurde in normaler Drehung aus I. Schädellage 1 asphyktisches Kind geboren, dem 3 5 Min. später die Nachgeburt folgte. Der geborene Knabe war 43,5 Ctm. lang, 2550 Gramm schwer, sein grosser Quer- durchmesser 8,5, der kleine 7, der gerade 11, der grosse schräge 12,5, der kleine schräge 9 und der Umfang 32 Ctm. Die Hautfarbe war blaugrau. Es wurde die ScnuLTZE’sche Methode zur Wieder- belebung angewandt und das Kind gebadet und frottirt; auch der Inductionsstrom wurde energisch an- gewandt. Anfangs waren tiefe, seltene, später gleichmässigere Athembewegungen zu constatiren und es schrie mit schwacher Stimme. Indess starb es leider schon nach 121/2 Stunden. Die Section ergab als Todesursachen: eine intermeningeale Blutung und unvoll- kommene Ausdehnung der Lungen. Die Blutung fand sich unter der nicht verdickten harten Hirnhaut als geronnener Ueberzug der linken Hemisphäre in der Hinterhauptgegeud. — Von den Lun- gen waren eigentlich nur die vorderen Ränder ordentlich lufthaltig und zum Theil mit interstitiellem Emphysem. Die unteren Theile der Oberlappen und der grösste Theil der Oberlappen war dunkel 5