Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel.

  • Winckel, F. (Franz), 1837-1912.
Date:
1882
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Credit: Klinische Beobachtungen zur Dystokie durch Beckenenge : Gratulationsschrift zum 4. August 1882 zur Feier des 50jährigen Doctorjubiläums seines Vaters des Sanitätsrathes und Kreisphysicus Dr. Ludwig Winckel ... / von F. Winckel. Source: Wellcome Collection.

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    — oft eine sehr ernste und strenge, aber für mich sehr heilsame Kritik an meinen Leistungen übtest. Quum nulla medicinae pars, so beginnt die Praefatio Deiner Doctordissertation vom 4. August 1832, animum meum magis, quam ars obstetricia occupet, summoque eam amore colam, in hanc tarn gravem generi humano artem addiscendam et bene percipiendam omne Studium operamque contuli. Und wahrlich, die frühzeitig auf das Studium jenes Faches von Dir verwandte Sorgfalt sollte ihre reichen Früchte tragen. Die Gegend, in welcher Du Deine Praxis begannst, brachte es durch die enorme Häufigkeit der Rachitis und Osteomalacie mit sich, dass besonders Entbindungen bei engem Becken und die dabei nöthig werdenden Operationen Dir jederzeit das lebhafteste Interesse einflössten. Ja ich darf es mit Stolz sagen, dass Du unter den schwierigsten Verhältnissen in den armseligsten Hütten, meilenweit von Deiner Wohnung entfernt, kaum mit der allernöthigsten Assistenz, bei allen jenen Operationen, namentlich aber bei der künstlichen Frühgeburt und dem Kaiserschnitt, ausgezeichnete Resultate für Mütter und Kinder errungen hast. Ich glaube nicht, dass es einen praktischen Arzt giebt, der so viele Kaiserschnitte in der Privatpraxis gemacht hat, wie Du, und ich weiss gewiss, dass Niemand unter Beseitigung schwerster Hindernisse so viele osteo- malacische Becken aus seiner Privatpraxis gewonnen und durch Verschenkung an Kliniker und Institute für die Wissenschaft nutzbar zu machen gesucht hat, wie Du. Ed. Martin, Schöller und Virchow erhielten je ein solches Becken von Dir, ich besitze deren zwei und das sechste ist das einzige, welches Du selbst behalten hast. In der Monatsschrift Bd. XXII, p. 40 und 241 und Bd. XXV, p. 364 hast Du Deine reichen Erfahrungen und namentlich die bis zum Jahre 1863 ausgeführten fünfzehn Kaiser- schnitte und deren Resultate für die Praxis publicirt, und noch in neuester Zeit im Centralblatt für Gynäkologie 1881 Nr. 9, p. 197 den Werth der künstlichen Früh- geburt an 25 Fällen derselben erläutert. Gleichzeitig aber warst Du jederzeit be- flissen, durch Belehrung Deiner Patientinnen über die Ursachen jenes dem gebärenden Weibe so gefährlichen Knochenleidens, der Osteomalacie, die schönste ärztliche Thätig- keit, die prophylactisclie, auszuüben um die Frauen jener Gegenden vor dieser trau- rigen Erkrankung zu bewahren. Die Abnahme der Osteomalacie in jenen Kreisen seit den letzten Jahrzehnten, von der mir Aerzte sowohl als Kranke wiederholt erzählten, dürfte ohne Deine und Deiner ärztlichen Freunde Bemühungen schwerlich erreicht worden sein.