Mikroskopische Morphologie des Thierköpers im gesunden und kranken Zustände / von Dr. C. Heitzmann.

  • Heitzmann, Carl, 1836-1896.
Date:
1883
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Credit: Mikroskopische Morphologie des Thierköpers im gesunden und kranken Zustände / von Dr. C. Heitzmann. Source: Wellcome Collection.

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    des Tuberkels durch eine verhältnissmässig geringe Menge lebender Materie ge- kennzeichnet sind. Vor einem Jahre veröffentlichte ich meine Beobachtungen an Eiterkörperchen, welche mich befähigen, aus der vergleichsweisen Menge lebender Materie in einzelnen Körperchen, Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Organis- mus zu ziehen, welcher das Eiterkörperchen erzeugte, und zu sagen, ob die be- treffende Person gesund und kräftig, oder aber durch chronische Krankheiten, wie Tuberculose, geschwächt ist“. Die Idee eines structurlosen Protoplasmas war wenig befriedigend. Seit 1873 wissen wir, dass eine Structur thatsächlich vorhanden und als Netz- oder Balkenwerk sichtbar ist, wenngleich dieses Balkenwerk selbst, und seine Verdickungen keine weitere Structur erkennen lassen. Wie complicirt die reticuläre oder Fädchen-Structur des Kernes sein kann, wird durch die Untersuchungen von Auerbach, Flemming, E. Van Beneden, O. Hortung u. A. ersichtlich gemacht. Die strahlenden Sonnen, welche beim Vorgänge der Theilung des Kernes auftreten, die „Karyo- kinese“ von Flemming, werden nur durch die Gegenwart einer Sub- stanz erklärlich, welche befähigt ist zu wachsen, sich zu bewegen und verschiedene Gestalten anzunehmen. Nur ein Theil dos Protoplasmas ist lebende Materie. Das Hauptgewicht ruht auf meiner Aussage, dass nicht die ganze Masse dessen, was man bisher Protoplasma genannt hat, mit den Eigenschaften des Lehens begabt ist, sondern nur ein Theil davon, nämlich die eigent- liche lebende Materie. Wie ich später zeigen werde, erscheint die lebende Materie zuerst in Gestalt eines soliden, homogenen, anscheinend structur- losen Körnchens, welches im weiteren Wachsthum durch Aufnahme von Flüssigkeit und Zerspaltung in ein Netzwerk dasjenige wird, was man Protoplasma genannt hat. Protoplasma ist daher nur oin Stadium in der Entwicklung der lebenden Materie und keineswegs die einzige Formerscheinung der letzteren unter dem Mikroskope. Dio zwei Haupteigenschaften der lebenden Materie, nämlich Be- wegung und Wachsthum besitzt jedes, selbst das winzigste Klümpchen lebender Materie. Im soliden Klümpchen ist die Bewegung verhältniss- mässig wenig ausgeprägt, wird aber um so deutlicher, je mehr sich das Klümpchen in ein Netzwerk aufgelöst hat, jo mehr es demnach das Aussehen von „Protoplasma“ gewinnt. Das Wachsthum hingegen ist eine ausgeprägte Eigenschaft eines jeden Körnchens lebender Materie; auf Umfangszuuahme beruht die Zeugung, die Bildung complicirter Organe und Organismen und dio ganze Reihe von Neubildungen, wie sie in der Entzündung und bei Geschwülsten so sehr in die Augen fällt. Allo Arten der Zeugung (s. pag. IG) bomben auf Bewegung und Wachsthum der lebenden Materie, während die Protoplasma-Flüssigkeit, wahrscheinlich gleichfalls stickstoffhaltig, eiuo Substanz secundärer Bil- C. Heitzmann. Mikrobkopisclie Morphologie. 3