Zur geschichte der wissenschaften und der gelehrten seit zwei jahrhunderten : nebst anderen studien über wissenschaftliche gegenstände insbesondere über vererbung und selektion beim menschen / von Alphonse de Candolle ... deutsch hrsg. von Wilhelm Ostwald.

  • Candolle, Alphonse de, 1806-1893.
Date:
1911
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Credit: Zur geschichte der wissenschaften und der gelehrten seit zwei jahrhunderten : nebst anderen studien über wissenschaftliche gegenstände insbesondere über vererbung und selektion beim menschen / von Alphonse de Candolle ... deutsch hrsg. von Wilhelm Ostwald. Source: Wellcome Collection.

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    II. Die Beobachtung der sozialen Erscheinungen. In den sozialen Wissenschaften ist der Fortschritt der Beobach- tung auffallender, als in den anderen Wissenschaften, weil er dort neuer ist. Lange hat man sich in der Geschichte und Politik mit Theorien oder Hypothesen begnügt. Dies ist nicht besonders er- staunlich, denn die sozialen Tatsachen sind sehr verwickelt und die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ist oft sehr unsicher. Weder ist das experimentelle Verfahren bei diesen Erscheinungen ausführbar, noch ist es das der unmittelbaren Beobachtung, denn die vergangenen oder entfernten Ereignisse sind bei weitem die zahlreichsten. Man muß sich meist mit Nachrichten begnügen, und diese gewähren keine vollkommene Sicherheit. Sie geben nur Wahrscheinlichkeiten, über die man so gut es geht urteilen muß. Handelt es sich um gleichzeitige und ähnliche Erscheinungen, so kommt die Behandlung nach der sogenannten statistischen Methode zu Hilfe, um die Ursachen von Irrtümern zu eliminieren und für die Wahrscheinlichkeiten eine Stütze zu geben, aber dies ist auch nur ein Hilfsmittel der Annäherung, namentlich wenn es sich um Schlußfolgerungen oder um die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen handelt. Die beste Vorbereitung auf die sozialen Wissenschaften ist offen- bar das Studium der Geschichte, wie es auch heutzutage ausgeführt wird. Indessen ist auch die persönliche Beobachtung inmitten der zeitgenössischen Ereignisse von großem Nutzen, denn sie erleichtert das Verständnis vieler geschichtlicher Tatsachen mittels der Ana- logie. Das Lesen der Zeitungen und insbesondere der Besuch öffentlicher Versammlungen führt langsam zu einer Kenntnis der menschlichen Gesellschaften, die mit dem reiferen Alter beginnt und im Greisenalter ihren höchsten Wert erreicht. In dieser Beziehung besteht ein großer Unterschied zwischen den Naturwissenschaften und den sozialen Wissenschaften. Die Beobachtung materieller