Asepsis in der Gynäkologie und Geburtshülfe / von M. Sänger und W. Odenthal.

  • Sänger, M. (Max), 1853-1903.
Date:
[1893?]
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Credit: Asepsis in der Gynäkologie und Geburtshülfe / von M. Sänger und W. Odenthal. Source: Wellcome Collection.

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    Vorgehen unter diesem zielbewussten Begriff gab er den Anstoss zu jener gewaltigen Umwälzung, welche die Chi- rurgie, Gynäkologie und aufs Neue auch die Geburts- hülfe seitdem erfuhr. Und doch kannte Li st er genauer weder die Mikroorganismen der Wund - Infectionskrank- heiten, noch den Modus, wie letztere zu Stande kommen. Erst durch Robert Koch und seine Schule, namentlich Fehleisen und J. Rosenbach, wurden jene Mikroben festgestellt und klassificirt, ihr biologisches Verhalten, namentlich ihrer Stoffwechselproducte, der Ptomame oder Toxine, besonders durch die Arbeiten von Brieger und Buchner enthüllt. Aus diesen Forschungen gingen später Entdeckungen hervor über die merkwürdige Rolle, welche das Blut, bez. das Blutserum, sowie die weissen Blut- körperchen (Metschnikoff) in der Bekämpfung der in den Körper eingedrungenen Mikroben spielen: sie führten zu weiterer Ausdehnung der Schutzimpfung (Pasteur), sowie zu vielverheissenden Versuchen über künstliche Immunisirung und Behandlung von Infectionskrankheiten durch ihre eigenen Stoffwechselproducte (R. Koch, Beh- ring, Kitasato). Die Antisepsis Li st er's nahm die Allgegenwart der Infectionserreger zum Ausgangspunkt ihrer Abwehr und trachtete dieselben bis in die Wunde hinein durch che- mische Mittel zu vernichten. Er nahm an, dass es in erster Linie die Luft sei, welche die gefährlichen Keime berge und auf die Wunden fallen lasse, sogenannte Luftinfection. Es stellte sich aber bald überzeugend heraus, dass diese nur eine ganz untergeordnete Rolle spiele gegenüber der directen Uebertragung pathogener Keime durch Berührung der Wunden seitens inficirter Hände, Instrumente etc., der von Miculicz in glück- licher Weise so bezeichneten Contactinfection. Die List er'sehe Antisepsis schoss auf der einen Seite über das Ziel hinaus, indem sie selbst frische Wunden unter die Einwirkung der Antiseptica setzte, die deren gar nicht bedurften, ja denen sie geradezu schädlich wurden, auf