Die Otitis media neonatorum vom anatomisch-pathologischen Standpunkte : eine auf Grund der Sectionsergebnisse von 80 Kinderleichen entworfene Schilderung / von Robert Wreden.

  • Wreden Robert, 1837-1893.
Date:
1868
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Credit: Die Otitis media neonatorum vom anatomisch-pathologischen Standpunkte : eine auf Grund der Sectionsergebnisse von 80 Kinderleichen entworfene Schilderung / von Robert Wreden. Source: Wellcome Collection.

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    war gleichfalls auf ein Minimum reducirt. Lautes Schreien in’s Ohr w'urde nur schlecht verstanden. Die Ohrenstiche waren äusserst heftig und anhaltend. Die Empfindlichkeit gegen Berührung hochgradig. Sausen und Pulsationen stark. Die diphtheritischen Pseudomembranen sassen nicht nur auf dem Gehörgang und Trommelfell, welches im unteren, vor- deren Quadranten eine kleine Perforation zeigte, sondern sie erstreckten sich auf den Tragus, Antitragus, Concha und oberen Theil des Lobulus auriculae. Die Otorrhöe war profus. Während der ersten 2 Wochen meiner Behand- lung bildeten sich zu wiederholten Malen neue diphthe- ritische Belege auf Stellen, welche bereits von ihnen be- freit gewesen waren. Hierauf bildeten sich am Ende der vie'-ten Woche diphtheritische Plaques auf beiden Ton- sillen, auf der Zunge, auf den Lippen und auf der Haut in der Nähe des linken Mundwinkels, welche mich ver- anlassten, nun das Kali chloricum innerlich und als Gurge- lung brauchen zu lassen, während zu den Ohrinjectionen Patient eine Tauninlösung brauchte. (Die Lösung des Kali chloric. verursachte unerträglich heftiges Brennen iin Ohr). Das Auftreten der Plaques im Munde rief anfänglich in mir einen Verdacht auf Syphilis hervor, allein Pat. (ver- heirathet) verneinte auf das Bestimmteste, jemals an Sy- philis gelitten zu haben. Auch konnte eine genaue Unter- suchung des ganzen Körpers gar keine Anhaltspunkte für diese Diagnose entdecken. Beim innerlichen Gebrauch von Kali chloric. (10 Gran alle 2 Stunden) stiessen sich übrigens die letzterwähnten diphtheritischen Pseudomem- branen in den nächsten 3 Tagen ab und hinterliessen flache, rasch verheilende Geschwüre. Wahrscheinlich hatte Pat. mit den Fingern die Diphtheritis vom Ohr auf die Lippen etc. übertragen. Recidive auf der Mund- schleimhaut kamen nicht vor. Mit dem Ohr ging es nach der definitiven Beseitigung des diphtheritischen Pro- cesses auch rasch besser, so dass Pat. nach 6 wöchent- licher Gur als vollkommen hergestellt von mir entlassen wurde. Im Ganzen hatte die Krankheit 2 Monate ge- dauert. Der dritte Fall betraf einen 30jährigen Kaufmann, bei welchem sich der diphtheritische Process primär im knorpeligen Iheile des Gehörganges, am Tragus, Anti- tragus und Concha auris entwickelt und darauf beschränkt