Beiträge zur Laryngoskopie : ueber Neubildungen, namentlich Polypen des Kehlkopfs : Vortrag gehalten in der Berliner medicinischen Gesellschaft am 4. Decbr. 1861 / von Georg Lewin.

  • Lewin, Georg Richard, 1820-1896.
Date:
1862
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Credit: Beiträge zur Laryngoskopie : ueber Neubildungen, namentlich Polypen des Kehlkopfs : Vortrag gehalten in der Berliner medicinischen Gesellschaft am 4. Decbr. 1861 / von Georg Lewin. Source: Wellcome Collection.

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    dass er durch die galvanocaustisclie Schlinge hätte gefasst werden können. Aehulich verhielt es sich hei einem Präparate, welches mikrosko- pisch von Frerichs l) untersucht wurde und in welchem sich eine Neubildung im Larynx so lioch hinauf erstreckte, dass sie wenigstens die Diagnose im Lehen hätte möglich machen können. Schliesslich möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass diese Operationsmelhode, wenn sie wirklich wieder einmal indicirt sein sollte, doch nur hei der Indicatio vilalis erlaubt sein dürfte, nicht in solchen Fällen, in welchen noch keine bedeutenden Respirationsbeschwer- den oder sonst lebensgefährliche Momente vorhanden sind. Bei Tumo- ren, welche bloss Stimmalteralion verschulden, darf sie nicht unter- nommen werden. Der glühende Draht, der einen Tumor entfernen soll, welcher die Stimmbänder alterirt, also an oder ganz in der Nähe der- selben sitzen müsste — dieser glühende Draht würde den Stimmbän- dern gefährlicher werden, als die Geschwulst selbst! 11. Ein zweites Operationsverfahren besteht in künst- licher Eröffnung der Luftwege (Laryngo- und Tracheoto- mie) und in der darauf folgenden Excision der Geschwulst. Dies Verfahren ist voii'C. H. Ehrmann2) angegeben, und bis jetzt auch nur einmal, und zwar von ihm selbst ausgeführt. Der wichtige Krankheitsfall ist folgender: Die C. M., 33 Jahre alt, sonst ganz gesund, bemerkte seit 4 Jah- ren eine Veränderung ihrer Stimme, die sich allmälig bis zur zeitweisen Aphonie steigerte. Ausserdem klagte sie darüber, dass beim Essen öfters etwas in den Kehlkopf gelange und dadurch heftigen Husten er- rege. Mehrmals hatte sie kleine Theile ausgeworfen, welche, wie sich dies später zeigte, der im Larynx operirten Geschwulst angehört hatten. Plötzlich wurde sie auf der Strasse von heftigen Alhembeschwerden be- fallen, welche nach wenigen Augenblicken der Ruhe zur höchsten Dis- pnoe, Unruhe uud Augst, ja selbst zur Erstickungsgefahr sich steiger- ten, so dass der hinzugerufene Dr. Ehr mann sich zur Operation genöthigt sah. Die geniale Ausführung bestand in folgendem Verfahren: Zuerst wurde ein nahezu 5 Centimeler langer Einschnitt in die Luftröhre ge- macht, welcher zwischen Schild- und llingknorpel anfing und nebst dem Lig. crico-thyr. den Ringknorpel und die zwei ersten Luftröhren- riuge spaltete. Gleich darauf wurde eine krumme Caniile vou der Dicke eines kleinen Fingers eingeführt und befestigt. Erst 48 Stunden später ging man zum zweiten Theil der Operation über. Dieser Anordnung legt der Verfasser einen grossen Werth bei. Vorzüglich war die Nolh- wendigkeit, der Kranken nach dreistündiger Todesangst Ruhe zu gönnen, hierzu maassgehend. Es wurde alsdann die Laryngolomie derartig ausgeführt, dass die Gart. thyr. vou der Wunde an bis zum Zungenbein gespalten wurde. ') Jenaische Annalen. I. IUI. 18S>0. S. 14. ?) I c.