Anatomische und mikroskopische Untersuchungen über den feineren Bau der Nerven-Primitivfaser und der Nervenzelle / von B. Stilling.

  • Stilling, B. (Benedict), 1810-1879.
Date:
1856
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Credit: Anatomische und mikroskopische Untersuchungen über den feineren Bau der Nerven-Primitivfaser und der Nervenzelle / von B. Stilling. Source: Wellcome Collection.

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    zurücklaasen.“ Er meint, dass die „gangliösen“ Nervenfasern ,nicht eine in unwesentlichen Punkten unterschiedene Ahart der bekannten Nervenfasern darstellen, sondern Eigenthümlichkeiten zeigen, welche den nem’ophysiologischeu Forschungen eine neue unübersehbare Bahn und neue Probleme eröffnen.“ Indessen ich finde in Remalcs Charakteristik seiner gangliösen Fasern immerhin keinen wesentlichen Unterschied von Demjenigen, was den Bau einer animalen Faser charakterisirt. Da JRemak die Hülle und den Axenschlauch in beiden Fasergattungen zugieht, so muss er auch in beiden einen organischen Zusammenhang der Hülle mit dem Axenschlauch statuiren. Nach meinen Untersu- chungen geschieht dieses durch die Elementarröhrchen, die Ausläufer des Axeucvlluders, welche sowohl die Hülle v.de das Nervenmark zusammensetzen; letzteres, von Remak als „Markscheide“ bezeichnet ®^), soll den gangliösen Fasern fehlen. Wenn aber zwischen Hülle und Axenschlauch ein Verhindungstheil statuirt wird, so kann selbst in den feinsten (gangliösen) Fasern das Element nicht als fehlend angesehen werden, welches in den dickeren Nerven (aulmalen) als „Markscheide“ bezeichnet wird, mag die Menge desselben auch noch so gering sein. Mau wird also von den „gangliösen“ Fasern zwar sagen können, dass der optische Ausdruck der Verbindungsthelle zwischen Hülle und Axenöjlinder ein anderer ist, wenn mau die bisher gebräuchlichen Vergrösserungen (300—400 linear) in Anwendung zieht, und dass die sogenannte Markscheide hier zu fehlen scheint; dagegen Avlrd man bei Anwendung der höchsten brauchbaren Vergrösserungen (700—900 linear) und bei Anwendung der von mir geübten Uutersuchungsmethode auch in den anscheinend feinsten, sogenannt „marklosen“ Fasern, sobald nur überhaupt Hülle und Axencylinder zu unterscheiden ist, auch deren Verhlndungs- theile, d. h. eine mehr oder weniger feine Schicht von Elementarröhrchen zwischen denselben, also sogenanntes „Nervenmark“ gewahren. Somit scheint mir auch die neuei'e Anschauung Remak's keines- wegs beweisend [für die Annahme eines wesentlichen Unterschieds zwischen animalen und gangliösen NeJrveufasern. Alle obigen Erfahrungen ^^) genügen freilich — streng genommen — keineswegs den Anfor- derimgen, welche die Wissenschaft au die exacte Darstellung des feineren Baues der einfach contourirten, blassen, feinsten Primltlvfaseru machen muss. Die Wissenschaft muss positivere histolo- gische Thatsacheu für jede der betreffenden Fasergattungen fordern. Auf diese habe ich im Voraus- gegangeneu nur hindeuten wollen, um an anderem Orte specleller darauf zurückzukommen. Interessante Aufschlüsse über den Bau der Nervenfaser, wie insbesondere des Axeucyllnders, müssten aus einer genauen Untersuchung feiner Qucrahschultte der colossalen Nervenfaser, welche in das elcctrische Organ des Malapterurus geht, wie Bilharz fand und Marcusen bestätigte, zu erlangen sein. Durch Aufbewahrung ln Chromsäure lässt sich der betreffende Thell des Fisches oder das betreffende Stück des Thiers höchst wahrscheinlich weithin versenden, ohne zur ferneren Untersuchung untauglich zu werden; und wenn Bilharz oder andere an den Ufern des Nils sich auflialtende Natur- forscher eine sich bietende Gelegenheit benutzen wollten, mir ein oder mehrere Exemplare dieses Thleres zur Disposition zu stellen und zuzusenden, so würde ich dankbar die Gelegenheit zu einer solchen Untersuchung benutzen. liemak sagt hier, dass die «fetthaltige Markscheide“ der cerebrospinalen Primitiv-Nervenröhren durch Essig- säiuo u. a. Reagentien nicht so rasch verändert werde, als die anderen Theile der Priniitivröhre. Diese Bezeichnung der !Markschcide deutet darauf hin, dass Bemak's neuere Ansicht über die Elemente des Ncrvenniarks von seiner ersten abweicht, und also der jetzt herrschenden allgemeinen Ansicht vom ilüssigen Zustande desselben sich wahrscheinlich anschliesst. Auf diese Bemerkung Jiemak's will ich zur Berichtigung dessen, was ich oben p. 25 und 26 dieser Schrift über liemak's Ansicht in Betreff der Markscheide gesagt habe, hier noch nachträglich aufmerksam machen. *■') Auf die Verschmälerung der Nervenfasern, welche in die PacinPschen Körperchen cintreten, habe ich mit Absicht hier keine Rücksicht genommen, eines Theils, weil es mir zur weiteren Begründung der betreffenden Thatsachen nicht nothwendig schien, andern Theils aber auch aus dem Grunde, weil ich über diesen Gegenstand an anderem Orte ausführlich zu reden gedenke.