Die Physiologie und Pathologie des Wochenbetts : fur studirende und arzte / von Hermann Fehling.

  • Fehling Hermann, 1847-1925.
Date:
1897
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Credit: Die Physiologie und Pathologie des Wochenbetts : fur studirende und arzte / von Hermann Fehling. Source: Wellcome Collection.

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    und gelegentlich entdeckt man noch bei Consultationen diese conser- vative Praxis der Hebammen. Der Schwamm wird noch in den Lehr- büchern von 1870 empfohlen, erst mit Einführung der Antisepsis fällt er. Während schon von Semmel weis’ Zeit an Adstringentien und Desinficientien bei Störungen im Wochenbett empfohlen wurden, hat sich eine zielbewusste antiseptische Behandlung des Wochenbettes doch erst in der 2. Hälfte der 70er Jahre eingebürgert. Verwundern darf es da nicht, dass man im Beginn im Feuer- eifer zu weit ging. Bisch off in Basel war der erste Kliniker, der nach persönlicher Bekanntschaft mit dem Lister’schen Verfahren das- selbe streng auf Geburtshülfe und Wochenbett übertrug. Die Methode, die ihm, besonders gegenüber den vor Einführung der Antiseptik herrschenden puerperalen Erkrankungen gute Resultate gegeben hatte, behielt er auch späterhin in der ganzen Strenge bei. Darnach wurde unmittelbar nach der Geburt in den Introitus auf die Quetschungen ein kleiner Bausch von mit 10 ^/oigem Karbolöl getränkter Charpiewatte, später ein Jodoforratampon gelegt, der öfters erneuert wurde. 2mal täglich wurden Scheidenspülungen mit 2 ^/oiger Karbollösung gemacht, ausserdem wurden die äusseren Genitalien täglich 2mal mit 2 ®/oiger Karbollösung gewaschen. An den meisten Kliniken waren Anfangs ähnliche Maassregeln im Gang, bald aber erkannte man, dass Polyprag- masie im Wochenbett nicht nur unnöthig, sondern schädlich sei, indem gerade in Kliniken Uebertragungen von einer Wöchnerin auf die andere, in der Privatpraxis directe neue Ansteckungen erfolgten; es ist für die Basler Klinik durch Zahlen von mir nachgewiesen, dass bei exspec- tativer Behandlung im Wochenbett die Morbidität ungefähr nur ^/2mal so gross war, als bei der vielgeschäftigen Methode. Später wurde die Antisepsis durch die Asepsis ersetzt, so dass die Grundsätze für Wochenbettpflege jetzt sehr vereinfacht sind. §. 38. Die äusseren Genitalien, Damm, angrenzende Gegend der Schenkel, Nates sollen im Wochenbett täglich 2mal mit abgekochtem auf ca. 35 ^ C. abgekühlten Wasser abgespült werden. Die Abspülung geschieht auf der Bettschüssel mittelst des Irrigators. Ist die Sauber- keit des Wassers nicht zuverlässig, so kann man Zusätze von Lysol, Creolin, Kal. hypermang., Karbolsäure machen. Darnach werden die Geschlechtstheile mit Watte oder reiner Leinwand abgetrocknet. Dieses Verfahren, welches auch die möglichste Asepsis der Hebamme verbürgt, lässt sich nicht immer durchführen; bei stärkerer Beschmutzung der Genitalien, überhaupt in besseren Familien, wird eine gründlichere Reinigung verlangt. Dies geschieht zuerst in Rückenlage, dann in Seitenlage mittelst Bruns’scher Watte oder reiner alter Leinwand, die durch ^/4stündiges Kochen keimfrei gemacht worden ist. Auch hierzu wird nur keim- freies Wasser oder eines der oben genannten Desinficientien verwendet. Die gebrauchte Watte und Leinwand wird verbrannt. Handtücher oder Servietten, die hernach gewaschen werden müssen, sollen nicht gebraucht werden. Nach geschehener Reinigung gibt man trockene warme Unterlagen und legt ein Stück trockener Verbandwatte, bei Dammrissen Jodoform- gaze vor.