Die Physiologie und Pathologie des Wochenbetts : fur studirende und arzte / von Hermann Fehling.

  • Fehling Hermann, 1847-1925.
Date:
1897
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Credit: Die Physiologie und Pathologie des Wochenbetts : fur studirende und arzte / von Hermann Fehling. Source: Wellcome Collection.

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    Milchsuppe, Fleischbrülisuppe mit Gerste, Gries, Reis, Grünkern, Hafer etc., Eier weich oder in der Fleischbrühe, dazu leichtes poröses Brot, Semmel oder geröstetes Weissbrot; die Nahrung soll 2—dstünd- lich, je nach Bedürfniss der Entbundenen, gereicht werden. Feste Nahrungsmittel zu geben, ehe am 3. Tag Stuhlgang erzielt worden ist, halte ich, um Darmstörungen zu vermeiden, nicht für zweckmässig. Vom 3. Tag ab geht man dann über zu Milchbrei, Buchweizengrütze mit Milch, zu leichten Fleischsorten, gesotten und gebraten, Kalbsmilch, Eierspeisen, Kartoffelgemüse, leichten Gemüsen, mit Ausnahme der blähenden Kraut- und Kohlarten, gekochtem Obst; 5 Mahlzeiten werden durchschnittlich pro Tag genügen, sehr zweckmässig ist die Sitte, die ich in englischen Gebärhäusern traf. Nachts Haferschleim zu reichen; ich lasse Nachts nach Wunsch Suppe oder Milch nehmen. Die gewohnte Kost, die bei der arbeitenden Klasse durch zu reichlichen Kartoffelgenuss meist eine schwere ist, kann wieder ge- nossen werden, sobald nach dem Aufstehen die Wöchnerin der früheren Arbeit wieder nachgeht. §. 41. In früherer Zeit war man sehr ängstlich in der Auswahl der Speisen für Stillende, indem man bei saueren Speisen, bei jungen Gemüsen, Pflanzensäuren etc. den Uebergang der Stoffe in die Milch und Schädigung des kindlichen Darmkanals fürchtete. Untersuchungen über den Uebergang von Arzneimitteln in die Milch und directe Ver- suche mit den sonst verpönten Nahrungsmitteln bei Stillenden in und ausserhalb der Anstalt haben mir gezeigt, dass die Gefahr kaum besteht, dass der Säugling durch die von der Mutter genossene Nahrung geschädigt wird. Auch Bau mm hat gezeigt, dass salzige, saure Nah- rung etc. ganz ohne Einfluss auf Zusammensetzung der Milch ist. Wenn ich betone, dass die verschiedenen Säuren in der Nahrung der Stillenden auf das Kind nicht schädlich gewirkt haben, so behaupte ich damit nicht, dass diese Stoffe nicht übergehen, wie Kehrer meint; von einem Uebergang der Säuren als solchen kann ja ohnehin keine Rede sein, sie können ja nur durch verminderte Alkalescenz der Milch ein- wirken. Darnach kann man Stillenden, sobald die ersten Wochen des Wochenbetts vorüber sind, ruhig den Genuss von Salat, Obst, jungem Gemüse gestatten, selbstverständlich ist jede Ueberladung des Magens oder zu starke Säurebildung zu vermeiden. Sollte es sich einmal in der That herausstellen, dass ein Säugling Idiosynkrasie gegen gewisse Nahrungsmittel seiner Mutter hat, so ist mit diesen auszusetzen. Auch mit Entzug von Getränken hat man die armen Wöchnerinnen viel geplagt. Selbst das gewöhnliche Brunnenwasser durften unsere bedauerswerthen Mütter und Grossmütter im Wochenbett nicht trinken. Jetzt erlauben wir von Anfang an frisches Brunnenwasser, nur nicht zu kalt, zum Getränk, oder leichtes kohlensäurehaltiges Mineralwasser; bei Neigung zu Diarrhöe oder Meteorismus passen Theeaufgüsse, z. B. von Pfefferminz oder Kamillen. Milch als Getränk kann der Wöchnerin jederzeit gestattet werden. Was Alkoholica betrifft, so hatte ich früher die Anschauung, erst in der 2. Woche Wein zu reichen; ich habe mich aber in Basel überzeugt, dass die Wöchnerinnen ohne Schaden vom 1. Tag ab leichten Land wein gut ertragen; starken Wein gibt man nur bei pathologischem Wochenbett. Der Alkohol