Die Lehre von der Tabes dorsualis : kritisch und experimentell erläutert / von E. Cyon.

  • Cyon, Elie de, 1843-1912.
Date:
1867
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Credit: Die Lehre von der Tabes dorsualis : kritisch und experimentell erläutert / von E. Cyon. Source: Wellcome Collection.

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    b) Giebt es eben so sicher constatirte Fälle von Tabes, bei denen die Sensibilität verschwunden war, die dabei aber nicht im mindesten atactisch (im wahren Sinne dieses Wortes s. u.) waren. Die Bernard’schen und noch mehr die Leyden- schen Betrachtungen, betreffend die Haut- und Muskelsensibi- lität, werden schon durch den Umstand ganz unzweifelhaft widerlegt, dass bei der aechten Ataxie, bei der Chorea, doch eine vollkommen erhaltene Sensibilität vorhanden ist. Leyden nimmt ausserdem an, dass den Tabetikern in Folge der Functionsunfähigkeit der hintern Stränge, das Beurtheilen des nöthigen Maasses der Bewegungen fehle. Auch das ist vollkommen falsch, denn es unterliegt nach Schiff’s und Brown- Sequard’s Experimenten und nach zahlreichen pathologischen Beobachtungen keinem Zweifel, dass die hintern Rückenmarks- stränge nicht allein (wenn überhaupt) bei der Leitung der Sensibilität betheiligt seien; eine solche Leitung findet auch durch die graue Substanz statt. Von einem Fehlen der Beur- theilung der Stärke der Muskelcontraction in Folge der Beein- trächtigung der hintern Stränge kann also nicht die Rede sein, und dass die Leitung nicht immer in den Wurzeln unterbrochen wird, geht daraus hervor, dass dieselben häufig ganz intact gefunden werden. Die Leyden’sche Behauptung, dass das Be- wusstsein der angewandten Kraft mit der Sensibilität nichts zu thun hat, dass es eine reine Thätigkeit der Seele sei, eine Wahrnehmung des angewandten Impulses, welcher letzterer ebenfalls eine Action der Seele sei, ist vollständig irrig. Der Wille kann erst dann eine grössere Kraft anwenden, wenn er durch das Bewustsoin dazu angeregt wird; - das Bewusst- sein bekommt erst seinerseits die Kunde, dass eine grössere Kraftentwicklung zur Ueberwindung des gegebenen Widerstan- des notliwendig sei, durch das Muskelgefühl. Wie soll der Wille eine stärkere Kraftentwicklung anwenden, wenn er die Widerstände im Voraus nicht kennt? Von der Ueberflüssigkeit des Muskelgefühls bei Schätzung der angewandten Kraft zu sprechen, ist also unrichtig, und ist Weber’s Ansicht vollstän- dig wahr; ja es ist sogar wahrscheinlich, dass das Bewusstsein dabei häufig gar nicht betheiligt sei, sondern dass Alles auf reflectorischem Wege zu Stande komme, und zwar mittelst der sensiblen Muskelnerven. Freilich ist auch andrerseits wahr,