Lehrbuch der Psychiatrie für Studirende und Aerzte.

  • Kirchhoff, Theodor, 1853-1922.
Date:
1892
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Credit: Lehrbuch der Psychiatrie für Studirende und Aerzte. Source: Wellcome Collection.

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    Vorgänge eine gesonderte Betrachtung der einzelnen Sinne stattfinden. Beim Gesichtssinn sind schon alle Unterschiede, die uns in der ge- sammten Lehre von den Sinnestäuschungen begegnen werden, vorhanden, so dass die eingehende Erörterung der Erscheinungen beim Sehen uns eine gleiche Ausführlichkeit auf den anderen Sinnesgebieten erspart. Alle Vorgänge, die sich vor der Netzhaut des Auges abspielen, lassen wir vorläufig noch aus unserer Betrachtung, und halten uns also streng an die Untersuchung der Erscheinungen in der nervösen Endaus- breitung des Sehnerven. Einzelne Lichterscheinungen, die aus der Netzhaut stammen, gehören hierher, der sogenannte Lichtstaub des Innern Sehfeldes, ferner Verdunkelungen sowie Farben- erscheinungen*, unterstützt whd ilir Auftreten durch Vorgänge in den Blutgefässen der Netzhaut, besonders durch die Betheiligung der Blut- körperchen mit Form und Bewegung. Auch der Pulsstoss der centralen Netzhautader erregt Sinnestäuschungen. Einen wesentlichen Einfluss auf die berührten Erscheinungen übt die Pupillengegend aus, insofern sie der scheinbare Schauplatz ist für den subjectiven Beobachter. Hervorragend für die Erzeugung und Grestaltung vieler Sinnestäuschungen aber sind Vorgänge im gelben Fleck der Netz- haut ; auch seine Form wirkt dabei mit. Geringer ist die Eimvirkung und Bedeutung der Augenmuskeln und Nerven. Den Gestaltungen aus dem Eigenlichte der Netzhaut ist durchweg die starke, ja oft ungeheure Vergrösserung gemein- sam; sie ist wahrscheinlich zu erklären aus der Nähe des Gesehenen, besonders wenn dies sich im Auge befindet, also die brechenden Wirkungen seiner Theile fehlen. Im Uebrigen treten diese Sinnes- täuschungen meistens als Lichtwirkungen oder Verdunkelung in Form von Scheiben auf, entsprechend der Form des gelben Flecks. Indem solche Lichtscheiben oder Verdunkelungen gewissermassen aus der Macula hervorbrechen, bilden sie einen reichen Stoff für die krank- hafte Verarbeitung in den Sinnesvorstellungen des Gehirns. Der Gesunde übersieht solche Vorgänge, um so mehr als sie nicht so heftig auftreten, oder er erkennt die Art der Entstehung und wird nicht durch ihren Ablauf beunruhigt. Erst eine Trübung und Ein- engung des Bewusstseins begünstigt die Wirksamkeit elemen- tarer Sinnestäuschungen; es finden sich darum auch die genannten peripher bedingten Sinnesverfälschungen vorzugsweise bei Bewusst- seinstrübung. Flammen und Blitze sind in diesem Zusammenhang beängstigende Erscheinungen für den Kranken. Feurige Punkte, Sterne und Strahlen, wie sie sich nach Verletzungen der Augen, auch beim Husten, Niesen und Bücken zeigen, werden in der Regel