Die Syringomyelie : eine Monographie / von Hermann Schlesinger.

  • Schlesinger Hermann, 1866-1934.
Date:
1895
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Credit: Die Syringomyelie : eine Monographie / von Hermann Schlesinger. Source: Wellcome Collection.

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    mal (D e j e r i n e, D e j e r i n e - S o 11 a s); in anderen (J o f f r o y und A c h a r d) aber keine wesentliche Abweichung von der Norm. Der Gang der Kranken zeigt häufig, u. zw. bereits in verhältnis- mässig frühen Stadien bedeutende Störungen. Anfangs klagen die Kranken nur darüber, dass sie beim Gehen rascher ermüden und bieten noch keine dem Auge des Beobachters sichtbaren Gangstörungen dar. Später bewegt sich der Kranke bedeutend langsamer, das zuerst be- fallene Bein wird kaum vom Boden mit seiner Ferse erhoben, während es mit seiner Spitze am Fussboden laut hörbar schlürft. Späterhin treten die Störungen immer auffallender hervor. In Folge der spastischen Parese der Beine werden dieselben zumeist stark adducirt und über- kreuzen sich leicht in dem Momente, in welchem ein Bein vorgesetzt wird. Da nun beide Beine sehr schwer vom Boden erhohen werden können — sie „kleben an demselben — so ist jede Fortbewegung von dem laut schlürfenden Geräusche der am Fussboden schleifenden Zehen begleitet. Je schwerer die Erkrankung wird, desto mühseliger gestaltet sich der Gang. Wenn der Kranke fest auftritt, so geräth durch den Zug, der plötzlich an der Achillessehne ausgeübt wird, die Wadenmusculatur in clonische Krämpfe, die Kniee reiben unaufhörlich an einander, die Vorwärtsbewegung erfolgt nun durch eine Art Bogenbewegung zumeist im Hüftgelenke, bei welcher die Zehen den Boden nicht verlassen; die Schritte werden ausserordentlich kurz. In diesem Stadium vermögen die Kranken nur mühsam, auf einen Stock gestützt, weiter zu humpeln. Es gibt aber Formen der Syringomyelie — wir werden später auf dieselben ausführlich zu sprechen kommen — bei welchen eine auf- fällige Rigidität in den unteren Extremitäten nicht besteht, sondern blos Ataxie, sei es, dass sich der syringomyelitische Process mit Tabes combinirt, oder selbst durch seine Localisation die Erscheinungen her- vorruft. In diesen Fällen, deren einen durch Autopsie bestätigten ich durch lange Zeit beobachten konnte, ist der Gang ganz analog dem der Tabiker, also rascher und stampfend; in diesen Fällen wird die Ferse und nicht die Fussspitze zuerst auf den Boden aufgesetzt, das Bein beim Vorwärtsschreiten übermässig gehoben und geschleudert. Bei mehreren Autoren findet man diesbezügliche Angaben. So bemerkt Lunn aus- drücklich, dass sein Kranker ataktisch ging. Endlich gibt es noch eine Gangart bei Syringomyelie, welche ganz verschieden ist von beiden eben besprochenen. Localisirt sich nämlich der morbide Process entweder primär oder erst in seinem weiteren Fortschreiten in der Medulla oblongata, so kann in seltenen Fällen sich ein eigenthümlich taumelnder Gang einstellen; die Kranken sind nicht im Stande in einer Geraden vorwärts zu gehen, sie schreiten breit- spurig, aber taumelnd aus, ihr Körper kommt in's Schwanken, der Kranke geräth in Gefahr hinzustürzen, kurz wir haben das typische Bild des Ganges der Kleinhirnkranken. Hoff mann erzählt, dass einer seiner Kranken wegen seines Ganges für be- trunken gehalten wurde. Im Falle Eaichline's sind zu wiederholtenmalen Anfälle aufgetreten, nach wel- chen stark taumelnder Gang beobachtet wurde. Ebenso im Falle Fürstner und Zachner. (Derselbe betrifft aber einen Paralytiker.) Der Kranke H. Fr. Müller's konnte nur bei geöffneten Augen schwankend auf einen Stock gestützt gehen; bei geschlossenen Augen war das Gehen für ihn un- möglich.