Volume 2

Innere Sekretion : ihre physiologischen Grundlagen und ihre Bedeutung für die Pathologie / von Artur Biedl.

  • Biedl, Artur, 1869-1933.
Date:
1913
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Credit: Innere Sekretion : ihre physiologischen Grundlagen und ihre Bedeutung für die Pathologie / von Artur Biedl. Source: Wellcome Collection.

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    Bei der Prüfung des Adrenalingehaltes der Nebennieren der Katze (mit Hilfe der blutdrucksteigernden Wirkung des Extraktes an dezerebrierten Katzen) fand neuestens Elliott(d), daß zentrale (durch direkte elektrische Reizung oder Gifte bewirkte), sowie reflektorische Erregungen des Zentral¬ nervensystems zu einer Verminderung des Adrenalins in der Nebenniere führen, daß ferner in der Oblongata anscheinend in der Nähe des Vasomotoren¬ zentrums ein Zentrum vorhanden ist, welches die Abgabe des Adrenalins reguliert und die Impulse auf dem Wege des Splanchnikus zur Nebenniere entsendet. Durchschneidung der Splanchnici verhindert die zentral ausgelöste Abgabe des Adrenalins. Diese Ergebnisse stehen in guter Übereinstimmung mit den bei der Besprechung der Adrenalin Wirkung auf den Kohlehydratstofl- wechsel erwähnten Befunden; nach dem Zuckerstich und ebenso bei vielen, durch zentrale Erregung glykosurisch wirkenden Giften konnte eine Ver¬ armung der Nebenniere an chrombrauner Substanz nachgewiesen werden. Cannon und de la Paz (a,b) konnten zeigen, daß psychische Erregungen und Affekte zu einer vermehrten Abgabe von Adrenalin aus der Neben¬ niere führen und daß somit die hierbei zu beobachtenden sympathischen Reizerscheinungen (Erweiterung der Pupille, Blutdrucksteigerung, Pulsbe¬ schleunigung, Hemmung der Darmbewegungen, Aufrichten der Haare) als Adrenalin Wirkungen aufzufassen sind. Bei Katzen, welche durch das An¬ bellen von Hunden in einen Erregungszustand versetzt wurden, enthielt das Blut der Vena cava (nach der Wirkung auf ein isoliertes Darmstück beurteilt) mehr Adrenalin, als vorher im Ruhezustände der Tiere. Nach Unter¬ bindung der Nebennierenvenen oder Entfernung der Nebennieren fehlt diese Adrenalinvermehrung im Blute. Cannon und Hosklns fanden (bei Anwendung der [gleichen Methode), daß durch Asphyxie, sowie durch Reizung sensibler Nerven eine Steigerung der Adrenalinsekretion hervor¬ gerufen wird.1) Durch das Vorangehende scheint es wohl sichergestellt, daß das Adre¬ nalin in der Nebenniere und in den Paraganglien kontinuierlich gebildet und in die Blutbahn abgegeben wird, daß aber der Sekretionsvorgang des Adrenalsystems unter dem Einfluß des sympathischen Nervensystems steht. Die vasomotorischen und sekretorischen Fasern für die Nebenniere sind in der Peripherie im Nervus splanchnicus enthalten und ihr Zentrum dürfte in der Medulla oblongata liegen.2) *) Nack Cannon und Bringer (L.-N.) wirken kleine Nikotindosen durch Erregung des sympathischen Nervensystems sekretionssteigernd auf die Nebenniere. Die pupillen¬ erweiternde Wirkung des intravenös injizierten Nikotins und ähnlicher Alkaloide auf das deganglionierte Katzenauge erlischt, wenn die Nebennieren exstirpiert oder aus der Zirkulation ausgeschaltet werden. Das gleiche gilt für die Wirkung des Pilokarpins auf die sympathischen Nervenendigungen der Nickhaut {Dole und Laidlaw, L.-N.). 2) O’Connor (L.-N. b) findet auch, daß nach Durchschneidung der Splanchnici das Nebennierenvenenblut weniger Adrenalin enthält. Durch Reizung der Nervenstümpfe wird die Adrenalinsekretion wieder in die Höhe getrieben.