Untersuchungen über die normale und pathologische Anatomie des Rückenmarks / von C. Frommann.

Date:
1864
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Credit: Untersuchungen über die normale und pathologische Anatomie des Rückenmarks / von C. Frommann. Source: Wellcome Collection.

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    haft und bis heute habe ich unter allen meinen Präparaten kein einziges gefunden, an dem ich mit Bestimmtheit das Vorkommen von Anastomosen nachzuweisen im Stande wäre. Die neuen Beobachtungen, welche ich gemacht zu haben glaubte, konnte ich nicht mit dem Ganzen des Faserverlaufs in Verbindung bringen und nach sechs Monate lang fortge- setzten Untersuchungen musste ich mir gestehen, dass seine Erforschung zu den schwierig- sten und ich darf wohl sagen undankbarsten Aufgaben der mikroskopischen Anatomie ge- hört und jedenfalls einen grösseren Aufwand an Zeit verlangt als mir zu diesem Zwecke zu Gebote stand. — Dagegen versprach ich mir mehr Erfolg- von der Untersuchung der noch so wenig gekannten pathologischen Prozesse im Rückenmark und benutzte zu diesem Zweck das Material, was im Frühjahr und Sommer 1861 bei den Sektionen im pathologi- schen Institut zu Berlin gefunden und mir durch die Freundlichkeit von Herrn Prof. Virchow und Dr. v. Recklinghausen überlassen wurde. Ich wandte mich zunächst zur Untersuchung der Veränderungen bei der grauen Degeneration, die mich schon aus dem Grunde sehr interessirte, weil bei ihrer meist ziemlich scharfen Beg-renzung sich erwarten liess, dass während des Lebens genau beobachtete Fälle, nach sorgfältiger mikroskopischer Unter- suchung der befallenen Stränge, Anhaltepunkte über die Funktion der zu Grunde ge- g-angenen Fasern geben würden, wurde aber bei meinen Arbeiten unterbrochen durch die Aufforderung der Herren Drr. Meyer und Mannkopf, das Rückenmark eines Mannes zu untersuchen, der seit mehreren Monaten an Myelitis erkrankt, an beiden unteren Extre- mitäten gelähmt und in Folge pyämischer Prozesse, die sich von einem Decubitus aus entwickelt hatten, gestorben war. Es waren irgend auffallende Veränderungen mit blos- sem Auge an dem Rückenmark nicht wahrnehmbar, um so mehr überraschte es mich bei Untersuchung des gehärteten Präparats tiefgreifende entzündliche Vorgänge in dem Bindegewebe der weissen Substanz, neben analogen Veränderungen in der pia mater zu finden. Der Nachweis dieser Vorgänge war an sich schon von gTosser Wichtigkeit, wurde es aber noch mehr dadurch, dass sie eine klarere Einsicht in die Beschaffenheit der Bin- desubstanz des Rückenmarks gestatteten, als sie unter normalen Verhältnissen nach den bekannten Methoden erlangt werden kann. Die damals herrschenden Anschauungen gin- gen bekanntlich ziemlich weit auseinander; während von einer Seite dem Bindegewebe überhaupt nur ein äusserst beschränkter Antheil an der Zusammensetzung der weissen