Ueber das Volumen des Herzens und die Weite der Arteria pulmonalis und Aorta ascendens in den verschiedenen Lebensaltern : ein Beitrag zur Lehre vom Blutdruck, von der Pubertätsentwickelung und Senescenz, sowie zur Pathologie der Carcinome / von F.W. Beneke.

  • Beneke, F. W. (Friedrich Wilhelm), 1824-1882.
Date:
1879
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Credit: Ueber das Volumen des Herzens und die Weite der Arteria pulmonalis und Aorta ascendens in den verschiedenen Lebensaltern : ein Beitrag zur Lehre vom Blutdruck, von der Pubertätsentwickelung und Senescenz, sowie zur Pathologie der Carcinome / von F.W. Beneke. Source: Wellcome Collection.

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    In meinem jüngst erschienenen Buche „Die anatomischen Grundlagen der Constitutions- anomalieen des Menschen. Marburg 1878“ habe ich auf Seite 42 u. 43 in Tab. IX u. X ein annäherndes Normalmaass für die Arterienumfänge des Menschen in den verschiedenen Lebensaltern, auf S. 20 in Tab. II ein solches für das Volumen des Herzens aufgestellt. Es erhellte aus diesen Tabellen, dass sich die Weite der Arterien in den verschiedenen Lebensaltern relativ znr Körperlänge sehr verschieden verhält, dass ebenso das relative Verhält- niss zwischen Volum des Herzens und Weite der Arterien in den verschiedenen Lebensaltern ein sehr verschiedenes ist, und es durfte daraus gefolgert werden, dass dem entsprechend auch die Verhältnisse des Blutdruckes in den verschiedenen Lebensaltern sehr verschieden seien. In dem zur Zeit der Pubertätsentwickelung relativ beträchtlichen Wachsthum des Herzens, so wie in der in der gleichen Zeit relativ grössten Enge des arteriellen Gefässsystems und dem in dieser Weise gesteigerten arteriellen Blutdruck, glaubte ich die wesentliche Ursache der Pubertätsentwickelung erblicken zu dürfen, und die mit den 40er Jahren eintretende Häufigkeit der Carcinomentwickelung glaubte ich, abgesehen hier von anderweitigen Ano- malieen anatomischer Apparate, in Verbindung setzen zu müssen mit den in dieser Lebens- periode eintretenden Veränderungen in den physikalischen Verhältnissen des Gefässapparates, vorausgesetzt, dass die Beschaffenheit der Säfte und des Ernährungsmaterials einer solchen Entwickelung günstig sei. „Der physiologische Entwickelungsgang des Herzens und seiner grossen Gefässe“, sagte ich (S. 91), „baut der Carcinomentwickelung, wenn ich mich so aus- drücken darf, vor.“ Gleichzeitig ergab sich aus meinen Untersuchungen, dass während in dem jugendlichen Alter bis nach Vollendung der Pubertät die Pulmonalis in der grossen Mehrzahl der Fälle weiter ist, als die Aorta ascendens, im „gereiften Alter“ dies Verhältniss sich umkehrt, d. h. also, die Pulmonalis enger wird, als die Aorta. Wir wissen die hier berührten Verhältnisse, wie ich glaube, bis dahin nur noch in sehr unvollkommener Weise zu würdigen. Aber die Bedeutung derselben für Physiologie und Pathologie kann Niemandem zweifelhaft sein, und ihre Tragweite ist vielleicht grösser, als wir gegenwärtig ahnen. Wir werden dieselbe erst dann vollständig zu ermessen vermögen, wenn zahlreiche sorgfältigste Untersuchungen der fraglichen Verhältnisse für sämmtliche Lebensalter, für gesunde und kranke Individuen, vorliegen, eine Erkenntniss, welche mich auch getrieben hat, mein Buch als „einen nur schwachen Anfang“ der Arbeit in der ange- gebenen Richtung zu bezeichnen. Das hohe Interesse, welches mir die gewonnenen ersten Ergebnisse meiner Arbeit gewährten, hat mich veranlasst, auch in diesem Jahre wieder das reiche Material des pathologisch - anatomischen Instituts zu Wien zu einer neuen Anzahl von Messungen zu benutzen. Durch die Liberalität der dortigen Herren Collegen ist es mir wiederum möglich